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Engstand / Platzmangel

Bei einem Engstand finden die Zähne nicht genügend Platz. Daher wachsen sie nicht vollständig heraus oder verbleiben ganz im Kiefer. Sie können auch schief oder gedreht stehen. Man unterscheidet folgende Formen des Engstands:

1. Primärer Engstand

Beim primären Engstand passen Zahngröße und Kiefergröße nicht zusammen: Die Zähne sind zu groß für den Kiefer bzw. der Kiefer zu klein oder zu schmal. Diese Form des Engstands ist vererbt, z. B. kann ein Kind von einem Elternteil die große Zahnform und von dem anderen die schmale, kleine Kieferform geerbt haben.

Frontalansicht eines Kiefers mit Zahnengstand

Umgekehrt ist es auch möglich, dass die Zähne im Verhältnis zur Kieferform zu klein sind. Dann entstehen Zahnlücken.

Ein sekundärer Engstand entsteht, wenn die Seitenzähne im Milchzahngebiss zu früh fehlen. Dadurch wandert der erste große bleibende Backenzahn (der so genannte 6-Jahres-Molar) nach vorne und verengt den Platz für die später hervortretenden Frontzähne und kleinen Backenzähne.

Stützzone

Eine tiefe Karies ist die häufigste Ursache für eine frühzeitige Entfernung der Milchzähne. Mit einer guten Zahnpflege können Sie sie effektiv vermeiden.

Selbst wenn die Milchzähne nicht erhalten bleiben können oder beispielsweise bei einem Unfall verlorengegangen sind, muss sich kein Engstand entwickeln.

Platzhalter

Mit einem Platzhalter (Lückenhalter) kann die Lücke frei gehalten werden, bis sich die bleibenden Zähne zeigen.

Ein tertiärer Engstand entwickelt sich meist ab dem 20. Lebensjahr im Unterkiefer, selbst wenn die Zähne zuvor vollkommen gleichmäßig angeordnet waren. Dabei verschieben sich die Unterkieferfrontzähne. Die genauen Ursachen sind bislang umstritten. Vermutet wird, dass der Unterkiefer geringfügig weiterwächst und sich die Zähne dadurch verschieben.

Von einem tertiären Engstand ist ein Rückfall nach einer kieferorthopädischen Therapie zu unterscheiden. Dazu kann es kommen, wenn auf die Behandlung keine Erhaltungsphase folgte.

Durch einen primären und sekundären Engstand können Zähne an der falschen Stelle herauswachsen (verlagert sein) oder ganz im Kiefer verbleiben (retiniert sein).

Besonders häufig sind die Weisheitszähne, die oberen Eckzähne und die zweiten kleinen Backenzähne betroffen. Die entsprechenden Zähne können nicht zum Kauen genutzt werden. Außerdem können sie zu Schmerzen, Entzündungen und Schäden der Wurzeln der Nachbarzähne führen.

In jedem Fall wird durch den Engstand die Zahnpflege erschwert. Die Zahnzwischenräume sind durch Zahnbürste und Zahnseide kaum zu erreichen. An diesen Stellen entwickeln sich schnell Karies und Entzündungen des Zahnhalteapparats (Parodontitis). Darüber hinaus ist ein Engstand insbesondere im Frontzahnbereich oft auch ein gravierendes ästhetisches Problem.

Die Therapie eines Engstands richtet sich nach dem Alter des Patienten und der Ausprägung der Fehlstellung:

Förderung des Kieferwachstums

Bei Kindern und Jugendlichen wird in der Regel das Kieferwachstum angeregt, z. B. ein zu schmaler Kiefer verbreitert, damit die Zähne ausreichend Platz finden.

Dazu können unter anderem folgende Geräte eingesetzt werden:

  • Funktionskieferorthopädische Geräte (Funktionsregler)
  • verschiedene Aktive Platten
  • Gaumennaht-Erweiterungsapparatur
  • Quadhelix
  • Gesichtsmaske

Bei Erwachsenen ist eine Wachstumsförderung des Kiefers nicht mehr möglich.

Ausformung des Zahnbogens

Bei Kindern und Jugendlichen werden die Zähne nach der Vergrößerung des Kiefers durch die Wachstumsförderung anschließend in den Zahnbogen eingeordnet. Dazu wird in der Regel eine feste Zahnspange verwendet. Je nach individueller Fehlstellung kann auch die Verwendung von Pendulum oder Headgear notwendig sein, um Backenzähne zum Platzgewinn nach hinten zu schieben.

Bei Erwachsenen werden die Zähne verschoben, falls der Engstand nicht zu ausgeprägt ist. Dazu werden eine feste Zahnspange oder durchsichtige Zahnschienen (Aligner) eingesetzt.

Vorsichtiges Beschleifen der Zähne

Bei einem geringfügigen Platzmangel kann es sinnvoll sein, die Zähne seitlich vorsichtig zu beschleifen. Der Zahnschmelz wird anschließend poliert und fluoridiert und erholt sich nach einigen Monaten von selbst wieder. So können einige Millimeter Platz gewonnen werden.

Entfernung von Zähnen

Bei einem sehr ausgeprägten Platzmangel kann eine Zahnentfernung unvermeidlich sein . Entfernt werden meist die ersten kleinen Backenzähne (4er). Die übrigen Zähne werden anschließend mit einer festen Zahnspange in den Zahnbogen eingeordnet.

Gebissdarstellung in der die bleibenden Backenzaehne markiert wurden